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(Buchbinderin)

Tipps

Wenn Sie ein Buchprojekt planen, egal ob Chronik, Biographie oder Abschlussarbeit, wissen Sie vielleicht gar nicht, was Sie für eine spätere Bindung beachten sollten. Dann ist es sinnvoll, sich vor Arbeitsbeginn bei den Experten zu informieren. Aus unserer langjährigen Erfahrung als "Druckweiterverarbeiter" haben wir deshalb die folgenden Tipps für die häufigsten Fragen zusammengestellt.

Voraussetzungen für eine
schöne und dauerhafte Bindung
bei Einzelstücken

Ein Buch braucht seine Zeit!

Eine Einzelanfertigung ist reine Handarbeit; dazu brauchen die verwendeten Kleber für ihre volle Festigkeit mehrere Trocknungsperioden von jeweils einigen Stunden. Außerdem kann es zu bestimmten Zeiten (z.B. Weihnachten, Abgabe­termine an Universitäten) zu Bearbeitungs-Engpässen kommen.

So sollten mindestens vier Arbeitstage – besser eine Woche – für die Bindung eingeplant werden. Diese Hinweise sollen Ihnen bei den Planungen helfen :

Layout:

1. Grundsätzliches

1.1. Das „luftige Layout“

Beim Ausdruck der Seiten - und vor allem, wenn diese beidseitig bedruckt werden - kann erfahrungsgemäß der Einzug und damit auch die gesamte Position des Druckes auf dem Papier bis zu mehrere Millimeter horizontal und vertikal abweichen. Daher ist es sinnvoll, die Texte und Bilder nicht zu nah an den Rand zu setzen und das Blatt bis auf die letzten Millimeter auszunutzen. Deshalb bitte auch kein Layout vorsehen, bei dem die Seiten komplett mit einer Hintergrundfarbe bedruckt werden (siehe Punkt 2.1., Innenkanten bei der Klebebindung).

Vorteil: ein „luftiges Layout“ dient nicht nur dem Buchbinder, sondern erleichtert grundsätzlich die Lesbarkeit von Texten und beeinflusst damit positiv den Gesamteindruck der Arbeit!

1.2. Das Problem von Doppelseiten

Ein besonderes Problem ist der verständliche Wunsch, eine aufgeschlagene Doppelseite einheitlich durchgehend zu gestalten. Aber: was beim industriellen Massendruck auf großen Bögen, auf denen mehrere Seiten positioniert werden, möglich ist, funktioniert beim Druck auf Einzelseiten leider nicht befriedigend und man riskiert versetzte Formen und verschobene Linien. Also bitte keine Zeilen, Linien, Flächen oder Bilder von der linken Buchseite zur rechten Buchseite durchgehen lassen! Übrigens: Die Schnittmarken sind dabei keinerlei Hilfe, denn sie werden ja mitgedruckt und sind also von den Verschiebungen natürlich ebenso betroffen!
(Verzerrungen)

1.3. Außenkanten

Wie erwähnt, sind eventuelle Abweichungen durch den Druckeinzug der Einzelblätter nicht zu vermeiden und es ist auch kein Verlass auf Schnittmarken. Der fertige Band wird in den meisten Fällen an den drei Außenkanten beschnitten. Will man also bei Farbflächen oder Bildern oben, unten und außen am Rand keine weißen unbedruckten Kanten („Blitzer“) haben, sollten diese Farbflächen/Bilder nicht direkt mit den Schnittmarken abschließen, sondern einfach mehrere Millimeter darüber hinausgehen („abfallen“), damit alle nicht beabsichtigen unbedruckten Kanten beim Beschnitt wegfallen.
(Schnittkanten)

Bei einer Klebebindung gilt speziell auch noch eine andere Regel für die Innenkante/Klebekante, siehe nächster Punkt.

2. Speziell bei Klebebindungen

2.1. Innenkanten

Bei Klebebindungen gilt für die innere Kante der Seite – die Kante, an der geklebt wird – eine wichtige Einschränkung für das Layout: keine Druckfarbe an der Klebekante!

Das Problem: viele mit bestimmten Verfahren bedruckte Papiere eignen sich nur äußerst bedingt zum Klebebinden. Bekanntlich wird bei Laserdruck bzw. Thermotransfer­/Thermosublimationsdruckern die Farbe auf das Papier aufgeschmolzen; bei Thermodruck wird sogar mit Farbwachs gearbeitet. So ist die Papieroberfläche an den bedruckten Stellen anschließend komplett versiegelt, der Kleber kann nicht haften. Eine haltbare Klebebindung mit buchbin­derischen Dispersionsklebern ist deshalb nicht mehr möglich.
(Klebekanten)

Die Abhilfe: Bedruckte Flächen sollten von der Kante, an der geklebt wird, um mindestens 2 Millimeter zurückgesetzt sein. Da dies aber aufgrund der Verschiebungen beim Druck nicht genau einzuhalten ist, empfehle ich grundsätzlich schon beim Layout einen großzügigen Abstand der bedruckten Flächen von der Klebekante vorzusehen.

Deshalb bitte auch nicht die Seiten komplett mit einer Hintergrundfarbe bedrucken, da es dann natürlich entsprechend hier an dieser Kante zu Blitzern kommt.

Papier

Für einwandfreie Ergebnisse gelten die folgenden Empfehlungen:

1. Papierart

1.1. Einheitliches Papier verwenden

Verschiedene Papiere sind in der Buchbinderei, speziell vor allem bei einer Klebebindung, nur bedingt kombinierbar. Die unterschiedlichen Reaktionen der verschiedenen Papiere auf die Luftfeuchtigkeit und Temperatur in der Umgebung führt ansonsten dazu, dass sich die Papiere innerhalb des Buches wellen oder gar Falten bekommen. Ganz besonders stark reagiert Transparentpapier, auch Pergaminpapier genannt.

1.2. Unbeschichtetes Papier verwenden

Das Papier sollte nicht zu sehr gestrichen sein. Beschichtete, extrem glänzende, foliierte oder gar laminierte Papiere sind für eine gute und dauerhafte Bindung kaum oder gar nicht geeignet.

2. Papierstärke

Die maximale Papierstärke für ein Buch liegt etwa bei 160g/m², bei einer Klebebindung liegt diese Grenze bereits bei etwa 130g/m².

Für schwerere Papiere/Kartons sind ausschließlich andere Bindearten geeignet, z.B. Fadenheftung oder Loseblatt-Bindungen. Diese erfordern aber besondere Überlegungen, da sie optisch völlig anders wirken. Auch muß das Layout bzw. der Druck der Bindeart angepaßt werden.

Es ist also absolut wichtig, sich dieses bereits zu Beginn klar zu machen!

3. Laufrichtung

Auch die Laufrichtung der Fasern im Papier ist wichtig: sie hat bekanntlich nicht nur Einfluss auf das Ergebnis des Druckes, sondern auch auf alle Schritte der weiteren Verarbeitung bis hin zum Blätterverhalten und der grundsätzlichen Haltbarkeit des Bindung.

Für die Bindung sollte die Faserrichtung des Papiers immer parallel zur Kante laufen, an der gebunden wird. Liegen die Fasern quer zur Bindekante, können im Bund Falten und Knicke entstehen und die Bindung des Blattes wird beim Umblättern jedes Mal übermäßig stark strapaziert, bis sich die Seite löst.
(Laufrichtung)

Regel: Je stärker das Papier ist (Gramm pro Quadrat­meter), desto stärker kommt dieser Effekt zum Tragen. Man kann dies selbst durch eine einfache Biegeprobe überprüfen. Übrigens ist bei handels­üblichen Papieren die Laufrich­tung/Faserrichtung bei DIN A4 entlang der langen Seite.

4. Papierformat

Die ausgedruckten Seiten bitte unbedingt immer unbeschnitten mitbringen!

Erst nach dem Binden, wenn der gesamte Buchblock also fixiert ist, werden die Seiten in der Buchbinderwerkstatt mit der Schneidemaschine auf den drei Außenseiten je mindestens 2 mm beschnitten; damit haben die Blätter alle die gleiche Größe und der fertige Band ein professionelles Äußeres. Das Format muss hierbei nicht zwingend ein DIN-Maß haben.

Bitte halten Sie vorher mit mir Rücksprache bei Büchern mit unterschiedlichen Blattformaten (z.B. Plänen in Übergröße) bzw. auf den Buchseiten aufgeklebten Objekten (z.B. Fotos)!

Diese Tipps können Sie natürlich auch als PDF herunterladen:
(PDF)